Aluminiumrecycling | Klimaschutz verlangt ganzheitliche Lösungen

Beitrag von Thomas Reuther

Klimaschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Auch die Wirtschaft muss ihren Beitrag leisten, um den globalen Klimaschutzzielen des Pariser Abkommens und den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen zu folgen. Ein wichtiger Baustein ist der Ausbau der Kreislaufwirtschaft zu einer tragenden Säule der industriellen Wertschöpfung bei gleichzeitiger Ressourcenschonung. Hier kann die Aluminiumindustrie auf einen hohen technischen Standard und eine hohe Recyclingquote verweisen.

Das Leichtmetall wird am Ende seiner Nutzungsphase zu einem wertvollen Rohstoff. Funktionierende Kreisläufe haben seine Sammlung, Sortierung, Aufbereitung und Wiedereinsatz etabliert. Mit großem Aufwand werden Aluminiumrückstände aus Siedlungsabfällen zurück in den Kreislauf gebracht.

Recyceltes Aluminium hat einen festen Platz in der Rohstoffversorgung der Industrie. Der ökologische Nutzen ist bekannt: Die Wiederverwertung von Aluminium macht die in dem Werkstoff gespeicherte Energie in jedem Zyklus erneut nutzbar. Das Umschmelzen von Schrotten erfordert nur fünf Prozent der Energie, die für die Produktion von Primärmetall benötigt wird, und es spart 85 Prozent CO2. Die Aufbereitung lässt sich beliebig oft wiederholen, ohne Qualitätsverlust. Jeder Zyklus verbessert die Energiebilanz des Werkstoffs und verringert seinen CO2-Fußabdruck.

Der größtmögliche Einsatz von Schrotten bei der Bereitstellung von Aluminiumwerkstoffen ist ökologisch geboten, ökonomisch sinnvoll und technisch machbar. Bei der TRIMET Aluminium SE ist Kreislaufwirtschaft ein fester Bestandteil der Aluminiumproduktion. Die Geschäftsereiche Recycling und Primary Products sind seit jeher eng verzahnt.

Gemeinsam mit unseren Kunden haben wir geschlossene Werkstoffkreisläufe etabliert, mit denen Sekundärrohstoffe in die Produktion zurückkehren, wo sie hochwertige Produkte mit einer verbesserten Klimabilanz auszeichnen. In diesem sogenannten Closed-Loop-Recycling setzt TRIMET jährlich mehr als 270.000 Tonnen wiederverwertetes Aluminium um. Recycling-Aluminium macht rund 40 Prozent des Produktionsvolumens aus.

Die Integration von Recyclingmaterial bildet auch einen Schwerpunkt bei der Entwicklung neuer Werkstoffe. Von Aluminiumlegierungen werden heute nicht nur Eigenschaften wie Festigkeit, Korrosionsbeständigkeit oder Leitfähigkeit verlangt. Der CO2-Fußabdruck ist in gleicher Weise relevant. Die Forschungslabors von TRIMET arbeiten daran, den Recyclinganteil in Legierungen weiter zu steigern, ohne die Eigenschaften des Werkstoffs zu beeinträchtigen. Einige TRIMET Legierungen bestehen zu 95 Prozent aus Recyclat.

Die Werkstoffversorgung ganzheitlich in den Blick nehmen

Um die Kreislaufwirtschaft im Dienst von Klimaschutz und Ressourcenschonung zu fördern, werden von verschiedenen Seiten stoffstromspezifische Mindesteinsatzquoten ins Spiel gebracht. Bei Aluminium sind Maßnahmen dieser Art jedoch aus mehreren Gründen der falsche Weg. Zum einen ist wiederaufbereitetes Aluminium ein wertvoller Sekundärrohstoff auf einem funktionierenden Markt, der keiner regulatorischen Anreize oder Zwänge bedarf. Zum anderen stehen begrenzte Schrottmengen einem steigenden Bedarf an Aluminium gegenüber, was dazu führt, dass künftig trotz steigender Recyclingmengen die Einsatzquote von Aluminiumschrotten am Gesamtverbrauch sogar sinken kann.

Aluminium ist ein relativ junger Werkstoff

Im Maschinen- und Anlagenbau, in der Elektroindustrie, im Bauwesen, bei Verpackungen und in der Energiewirtschaft erschließen sich dem Leichtmetall immer noch neue Anwendungen. Die Anforderungen des Klimaschutzes und die Energiewende fördern diese Entwicklung. Das gilt insbesondere für das größte Anwendungsfeld, den Transportbereich. Der Einsatz von Aluminium im Fahrzeugbau hat sich seit 1960 verdreifacht, und er wird weiter steigen. Transportmittel für die Straße, für die Schiene und für den Luftverkehr sind auf Leichtbau angewiesen.

"Design for Recycling" spielt beim Aluminiumrecycling eine herausragende Rolle. So kann z.B. bei der Verpackung von Arzneimitteln auf die Verwendung von Kunststoffblister verzichtet und ausschließlich Aluminiumfolie verwenden werden.

Mehr als drei Millionen Tonnen Aluminium werden jährlich in Deutschland verarbeitet. Lediglich 1,2 Millionen Tonnen stammen aus heimischer Erzeugung. Fast zwei Drittel der benötigten Menge werden durch Importe von Primäraluminium gedeckt, auf die wir auch in den kommenden Jahren angewiesen sein werden. Recycling-Werkstoffe allein können diesen Bedarf nicht bedienen. Hinzu kommt, dass Aluminium meist in langlebigen Produkten verarbeitet wird. So können die Rohstoffe erst nach langer Zeit wieder in den Kreislauf gelangen. Das Material von Fahrzeugen und Fensterprofilen kommt erst nach Jahren oder sogar nach Jahrzehnten zurück auf den Markt. 

Recycling-Werkstoffe allein werden auf absehbare Zeit den Aluminiumbedarf nicht sicherstellen können. Die Aluminium-Kreislaufwirtschaft sollte deshalb im Rahmen einer ganzheitlichen Betrachtung der Rohstoffversorgung weiterentwickelt werden. Ungenutze Potenziale gibt es. Der größten Hebel besteht in der Optimierung der Produktgestaltung.

Das Design von Produkten hat viele Anforderungen des Marktes zu berücksichtigen. Bislang bildeten Merkmale wie Produktsicherheit, Funktionalität und Vermarktbarkeit den Schwerpunkt. Künftig wird es im gleichen Maß darum gehen, Produkte so zu fertigen, dass sie am Ende ihrer Nutzungsphase im Zusammenspiel mit den verfügbaren Technologien in möglichst vielen Kreisläufen ohne Qualitätsverlust erneut verfügbar sind. Ein „Design for Recycling“ kann sicherstellen, dass Produkte eine technisch effiziente und wirtschaftlich sinnvolle Sortierung und Aufbereitung erlauben, damit sie erneut in der Produktion eingesetzt werden können.

Das wird einen nicht unerheblichen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Ganzheitlich verstandene Nachhaltigkeit muss allerdings bereits vorher ansetzen. Denn auf absehbare Zeit werden wir auf Primäraluminium nicht verzichten können. TRIMET verfolgt deshalb das Ziel, in seinen Aluminiumhütten bis 2045 Elektrolysealuminium CO2-neutral herzustellen.

Dieser Beitrag ist ebenfalls im Aluminium Journal 05/2022 erschienen.