Traumjob in Essen: Ingenieur in der „Aluhütte“

In der Serie „Die Besten im Westen“ stellt der Initiativkreis-Ruhr junge Persönlichkeiten aus seinem Netzwerk vor.

Diesmal im Fokus: André van Haaren. Der 28-Jährige arbeitet beim Initiativkreis-Unternehmen TRIMET Aluminium SE in der „Aluhütte“ als Prozessingenieur. Mit dem Initiativkreis-Ruhr sprach er über virtuelle Batterien, lebenslanges Lernen und besondere Aussichten im Ruhrgebiet.

Es ist die Physik, die es André van Haaren angetan hat. Immer, wenn Stoffe miteinander reagieren und Bewegung aufkommt, fasziniert ihn das. „Schon im Physikunterricht in der Schule fand ich spannend, wie zum Beispiel aus Wärme Strom erzeugt wird. Da passiert doch richtig was“, sagt der junge Mann. „Für mich war deshalb auch schon relativ früh klar: Ich will was mit Technik machen.“ Diese Idee hat er in die Tat umgesetzt. Nach der Schule studierte er Wirtschaftsingenieurwesen mit Schwerpunkt Energiesysteme auf Bachelor und als Master Energie- und Verfahrenstechnik. Heute arbeitet er als Prozessingenieur in der Essener Aluminiumhütte von TRIMET Aluminium SE.

Man kann immer einen super Job machen, aber wenn niemand einen fördert, dann wird es eben schwierig.

André van Haaren
Prozessingenieur am Standort Essen

Passenderweise ist es ein Projekt, bei dem es um Strom und Wärme geht, das ihm 2019 den Weg in den ersten Job nach seiner Ausbildung ebnet. „Die Initialzündung, dass ich hier bei TRIMET anfangen konnte, war eine Konzept-Studie. Darin sollte untersucht werden, wie die Wärme sinnvoll genutzt werden kann, die beim Prozess der Aluminiumerzeugung entsteht.“ Kein leichter Einstieg – ist die Materie doch recht komplex. Denn es musste untersucht werden, wo welche Wärme aufkommt, welche Temperatur sie dann tatsächlich hat und wie sie vom Entstehungsort aus zu möglichen Abnehmern transportiert werden kann. Und das alles, ohne den an sich schon diffizilen Prozess der Aluminiumherstellung aus dem Gleichgewicht zu bringen. In den Öfen wird mit Temperaturen von fast 1.000 °C und Stromstärken von mehr als 170.000 Ampere hantiert, um aus Aluminiumoxid Sauerstoff abzuspalten und so Aluminium zu gewinnen. Und damit nicht genug: Denn seit längerem verfolgt TRIMET außerdem die Idee einer „virtuellen Batterie“. Kurz gesagt soll damit die Produktion auf die schwankenden Mengen Strom aus erneuerbaren Quellen angepasst werden. Kein einfaches Unterfangen, denn die Regelung der Stromzufuhr ist von großer Bedeutung. Kommt es dabei auch nur zu kleinen Abweichungen, führt das zu irreparablen Schäden an den Öfen – bis zum Totalausfall. Deshalb ist es wichtig, Abweichungen zu kompensieren. TRIMET regelt das durch steuerbare Wärmetauscher. Und daraus entstand dann die Idee, nicht benötigte Wärme anderweitig zur Verfügung zu stellen. Ziel dieses Projektes, für das van Haaren seinerzeit geholt wurde: Menschen im Essener Norden und in Bottrop Fernwärme zur Verfügung stellen. Oder wie es der Jungingenieur nennt: „CO2-freie Wärme für die Region“.

Angefangen von seinem Mitwirken an der Konzept-Studie bis zu seiner heutigen Tätigkeit als Prozessingenieur macht ihm die Arbeit bei TRIMET großen Spaß. Nicht nur, dass die Aufgaben herausfordernd und vielseitig sind, vor allem die Kolleginnen und Kollegen machen es für ihn aus. „Man kann immer einen super Job machen, aber wenn niemand einen fördert, dann wird es eben schwierig. Aber in diesem Umfeld hier fühle ich mich einfach wohl.“ Er habe sich nach dem Studium auch anderswo beworben, sei aber dann doch wieder in der ihm schon aus dem Nebenjob bekannten „Hütte“ gelandet. „Das hat hier schon Anziehungskraft.“

Van Haaren selbst sagt über sich, dass er teilweise noch etwas zu schnell sei. „Ich bin schon ein Machertyp. Aber manchmal wäre es vielleicht auch besser, ich hätte vorher noch einmal etwas gründlicher nachgedacht, bevor ich loslege“, gibt er offen zu. Was ihn auf jeden Fall mitreißt, ist das TRIMET mit den Entwicklungen, an denen er mitarbeitet, Pionier ist. „Es ist schon ziemlich cool mit so einer neuen Idee voran zu gehen. Der Druck, der damit einhergehen kann, wird mir hier ganz gut genommen. Meine Fragen kann ich nämlich immer stellen. Alle hier haben richtig viel Bock auf das Projekt.“ Seine Firma, das sei schon eine eigene kleine Welt, sagt van Haaren weiter. „Ich muss auch immer noch viel lernen, um die vielen Details im Prozess besser zu verstehen“, erklärt er. Die Grundlagen seien eingängig. Aber wie nun alles zusammen – elektrochemische Komponenten, Übergänge von Materialien und die Energie und Wärmebilanzen – in den Öfen miteinander „verschmilzt“, sei doch recht komplex. Also ist lebenslanges Lernen hier wohl angesagt? „Auf jeden Fall!“, aber das tolle ist, dabei wird er Unterstützt. In der TRIMET Akademie lernen junge Ingenieure wie Herr van Haaren neben technischen Tools auch alle Handgriffe die ein Projektingenieur und eine Führungskraft ausmachen.

Sein Name hat niederländischen Einschlag – laut Ahnenforschung kam ein Vor-Vorfahre aus Nimwegen. Das allerdings liegt schon weit in der Vergangenheit. Der 28-Jährige fühlt sich als „Kind des Ruhrgebiets“. In Bottrop geboren, wohnt er auch jetzt noch in der kreisfreien Stadt im Revier. „Weg war ich hier nur für ein halbes Jahr Praktikum in Neuseeland, und einmal noch etwa neun Monate während des Studiums in Bayern.“ Im Freistaat habe es ihm auch „total gut“ gefallen, sagt van Haaren – doch über die Heimat geht nun mal nichts. „Familie und Freunde sind halt hier. Und deshalb hat es mich auch wieder hierhin zurück verschlagen.“ Seine Lieben sind für ihn eben „ganz klar“ das, was „Heimat“ ausmacht. „So sehr ich es zwar zum Beispiel liebe, Berge zu erklimmen; ohne Familie und Freunde fühlt es sich überall irgendwie falsch an.“ Und es ist ja auch nicht so, als müsse man hier in der Region auf Weitsicht verzichten. Van Haaren jedenfalls hat es für sich entdeckt, ehemalige Halden mit dem Rad zu „erklimmen“. „Das ist echt ganz cool. Da hat man ja doch ein bisschen das Feeling, irgendwo drüber zu stehen und weit gucken zu können.“

Das Interview führte Cathrin Hesseler für die Initiativkreis Ruhr GmbH